Der Herbstwind zieht auf und mit ihm ein Wendepunkt, der nicht nur in der Natur fühlbar wird, sondern auch in uns selbst. Die Natur zieht sich langsam in ihr Inneres zurück und hält am 23.09.2022 für einen Moment den Atem an, ehe die Tage wieder kürzer werden und die Dunkelheit immer deutlicher einkehrt.
Herbsttag- und Nachtgleiche - Moment des vollkommenen Gleichgewichts
Grundlegendes Prinzip aller komplexen Systeme ist der Ausgleich zwischen Hoch- und Tiefdruckgebiet, Licht und Dunkel, Tag und Nacht, Wärme und Kälte oder Sturm und Flaute. Im Zentrum allen Werden und Vergehens findet sich immer ein Zustand der Ausgeglichenheit. Ist ein System im Gleichgewicht, erfüllt es seine Aufgaben. Das gilt für den menschlichen Körper ebenso wie für eine Gemeinschaft (Sippe, Stamm) oder auch ein Sonnensystem.
Begrüße die Dunkelheit
Auch dort, wo wir uns überwältigt und überrollt fühlen, findet oft nur ein Ausgleich statt. Oft empfinden wir etwas als „zu hell“, oder „zu dunkel“, übertragbar auf viele negative Bewertungen, die es in uns auslöst, weil wir zumeist eine der Seiten an der Oberfläche verstärkt leben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die gegenteiligen Anteile nicht da sind: sie verbergen sich nur im Unterbewussten – in unseren „Schatten“. Dort wo wir uns Anteilen von uns nicht bewusst sind. In der „Schattenarbeit“ können wir beides ins Bewusstsein zurück holen: Lichtvolles und Dunkles - es ist in uns allen immer gleichwertig da. Und beide Pole können gleichermaßen heilsam, wie destruktiv gelebt werden. In der Furcht vor „Zerstörung“ oder „Dunkelheit“ dürfen wir auch nicht vergessen: Auch Vulkanausbrüche oder Gewitter entstehen als Energieausgleich – immer FÜR das System, nicht gegen etwas. „Gut“ und „Böse“ sind Abbilder von Bewertungen, die wir Menschen aus unserem Erleben heraus geschaffen haben.
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um einmal nachzuspüren: Wo fühlen wir die Balance in uns und wo benötigt es noch etwas, um ins Gleichgewicht zu kommen? Wir befinden uns am Übergang von der hellen zur dunklen Jahreshälfte und verabschieden die Zeit des Wachstums, des Reifens und der Fülle.
Dank an Mutter Erde
Zu Mabon, dem 4. Sonnenfest im keltischen Jahreskreis, ehren wir noch einmal den ganzen Reichtum an Fülle und Früchten. Wir halten inne, dankbar für unsere Saat die zur Reife kam. Dankbar für alles, was wir in den vergangenen Wochen und Monaten ernten konnten. Aus welchem Reichtum können wir schöpfen und was können wir teilen und schenken von unseren Schätzen?
Fester Bestandteil des Erntefestes sind die Gaben der Natur, die den ganzen Kreislauf des Lebens enthalten. Jede einzelne Frucht verkörpert Wachstum, Blüte, Reife, Abschied und die Macht des Neuanfangs. Mit dem gemeinsamen Genuss der Früchte nehmen wir alle Geschenke des Jahres an und danken von Herzen dafür. Symbolisch vergraben wir die Kerne im Gedanken an alles, was im neuen Zyklus wieder wachsen soll.
Altes Brauchtum voller Vielfalt
Milch und Mehl waren beliebte Geschenke an die Wesenheiten der Natur und das kleine Volk wurde mit Honig und Fruchtweinen/Säften bedacht. Ahnenteller wurden befüllt, um die freudvolle Ernte auch mit den Ahnen zu teilen. Bunt schmückte man Festplätze und Altare üppig mit den Schätzen der Natur. Mit Liebe und Dankbarkeit für uns selbst und alle, die uns unterstützen, blicken wir auf die getane Arbeit und ehren auch die kleinen Erfolge. Im Innehalten sammeln wir Kraft für die bevorstehende Rückbindung und die Einkehr in uns Selbst.
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